Dr. Dietrich Volkmer
 

 

 
Die Osterinsel - Einsames Eiland im Pazifik


Es gibt auf dieser Welt viele Inseln, aber keine, die so einsam ist wie die Osterinsel. Sie ist der am weitesten von allen anderen bewohnten Gebieten entfernte Fleck auf dieser Erde.
Bei vielen Inseln - man denke nur an die Ägäis - sieht man am Horizont die Nachbarinseln liegen. Auf der Osterinsel ist dies schier unmöglich, denn das südamerikanische Festland und Chile, zu dem die Insel gehört, liegen 3800 Kilometer entfernt. Die anderen Inseln der Südsee sind ebenfalls Tausende von Kilometern entfernt.
Einsamkeit pur, also.
Trotz, oder soll man sagen, wegen der Einsamkeit hat die Insel, von den Ureinwohnern Rapa nui geannt, mit ihren Bewohnern eine Kultur entwickelt, die sich gänzlich von allen Kulturen dieser Erde unterscheidet.
Was macht nun gerade eine Insel, so weit entfernt von Deutschland und zudem von Südamerika, für den Besucher so interessant?


Ahu Tahai bei Sonnenaufgang
Im Hintergrund Hanga Roa

Es sind die grossen Statuen, die entlang der Küste ins Inselinnere schauen und, langsam der Verwitterung preisgegeben, voller Rätsel und Geheimnisse stecken, die die sich sonst so selbstsicher gebende Wissenschaft bislang mit ihren Untersuchungen und Forschungen nicht lösen konnte.
Im Jahr 1989 fand im Frankfurter Senkenberg-Museum eine Ausstellung statt. Der Titel: 1500 Jahre Kultur der Osterinsel.
Uns imponierten damals die Abgüsse der Statuen, von den Einwohnern Moai genannt. Eine Reise dorthin stand damals noch nicht auf dem Programm und so musste der Ausstellungskatalog immer wieder die Erinnerung auffrischen.
Doch irgendwann wurde der Wunsch lebendig, sich selbst einmal auf den Weg zu diesen steinernen Rätseln der Vergangenheit zu machen.
Von Santiago de Chile fliegt heute die chilenische Fluggesellschaft LAN einige Male in der Woche nach Rapa nui.
Nach den Gebräuchen der Südsee werden wir am Flughafen der Insel von unserer Reiseagentur mit Blumenketten empfangen und die wenigen Kilometer bis zu unserem Hotel in der einzigen Siedlung Hanga Roa gebracht. Kein mehrstöckiges Gebäude verschandelt die Insel, der Hauptort zeigt viel Grün und liegt an der Westseite am Wasser.
Insgesamt ist die Insel keine Ferieninsel mit weiten Sand-Palmen-Stränden, sondern bis auf den Sandstrand Anakena sind die Küsten felsig und schroff.
Am Ostersonntag des Jahres 1722 entdeckte der holländische Kapitan Jacob Roggeveen die Insel - daher auch ihr Name Isla de Pascua oder Osterinsel.
Seitdem hat die Insel eine wechselvolle, zum Teil sehr traurige Geschichte durchlaufen, über die an anderer Stelle einmal ausführlich berichtet werden soll.
Die Osterinsel ist nur rund 170 Quadratkilometer gross und hat rund 3000 Einwohner - an der Grösse des Pazifiks gemessen, ein winziges Refugium für die menschliche Existenz.
Der erste Moai präsentiert sich gleich am kleinen Hafen des Hauptortes - im Jahr 2000 von Einwohnern in mühevoller Arbeit restauriert.


Vor dem Moai Ko Te Riku

 

Ein wenig weiter im Norden schaut eine andere Figur mit strengem Blick auf uns herab: Der Moai Ko te Riku - der einzige Sehende, dem man seine Augen wieder eingesetzt hat. Alle anderen Moai blicken ohne Augen auf die Insel.
Fast alle Moai stehen auf einem sogenannten Ahu - einer Art Podest oder Altar, aus Steinen geformt.

 

 

 

 


Am Ahu Tongariki an der Südküste



Am eindruckvollsten ist an der Südküste der Ahu Tongariki, auf dem sich fünfzehn Moai ein Stelldichein geben. Eine wahrhaft imposante Kulisse wie die Abbildung zeigt.
Diese Moai wurden vor gar nicht allzu langer Zeit mit Hilfe von Kränen wieder aufgerichtet - selbst mit den modernen Hilfsmitteln war das kein einfaches Unterfangen.
Daher ist es umso rätselhafter, wie dies von den Rapa nui früher bewerkstelligt worden ist.

 

 

 

 

 


Unfertige Moai am Rano Raraku

Die Fabrik der Moai
Nicht weit davon befindet sich die "Geburtsstätte" der Moai - der Hügel Rano Raraku. Fast tausend Moai findet man auf der Insel, die meisten umgestürzt und zerbrochen.
Sie alle stammen vom Rano Raraku, auf dem sich noch rund vierhundert unfertige Moai befinden: Sie stehen und liegen an den Abhängen oder liegen noch unfertig, mit dem Fels verbunden, im Berg.
Niemand weiss bis heute, wie die schweren Figuren - sie wiegen bis zu 80 - 90 Tonnen auf dem Landweg zu ihren Bestimmunsorten gebracht wurden. Dann mussten sie noch aufgerichtet werden und die vornehmsten erhielten noch einen Hut aus rotem Stein, der selbst noch Tonnen wog. Und niemand weiss, warum die Bauleute irgendwann wie verhext ihre Werkzeuge fallen liessen und den Hügel verliessen.
Rätsel über Rätsel.
Es ist interessant, an den Abhängen des Rano Raraku entlang zu laufen und sich die Figuren anzusehen. Leider macht der Zahn der Zeit vor diesen Zeugnissen einer grossen Kultur nicht Halt: Flechten, der Wind und das Salzwasser führen zur Erosion.
Oben am Rano Raraku hat man einen schönen Blick auf den Kratersee und zugleich auf die gesamte Umgebung.

Südsee-Flair
Es gibt nur eine Bucht, die mit ihren angepflanzten Palmen und mit ihrem weissen Strand ein wenig Südsee-Atmosphäre aufkommen lässt: Die Anakena-Bucht.
Hier tummelt sich am Sonntag die Jugend der Insel im flach abfallenden Wasser.
Zusätzlich wird diese Bucht bewacht durch die sieben gut erhaltenen, wieder aufgerichteten Moai des Ahu Nau Nau (s. Bild rechts). Einige weisen sogar noch die rote Kopfbedeckung, den Pukao auf. Zudem sind einige der Moai mit Gravuren verziert.


Steffi und Karlo

Eine Liebe auf der Osterinsel
Nach der Buchung der Reise ergab sich beim Stöbern nach Osterinsel-Literatur ein Hinweis auf ein Buch. Die Autorin Stephanie Pauly hat eine aufregende Historie. Eigentlich hatte sie eine Südamerika-Rundreise gebucht. Aber auf der Osterinsel lernt sie den Mann ihres Lebens kennen. Karlo ist ein Rapa Nui und sie hauste zuerst mit ihm in einer Höhle. Später kommt durch die Tantiemen ihres Buches etwas Geld in die Kasse und sie bauen sich mitten auf der Insel eine feste Bleibe. Wir wollen sie und ihrer Partner kennen lernen und machen uns auf den Weg. Niemand weiss genau wo die "alemana" wohnt. Aber mit einem Eingeborenen-Taxifahrer finden wir beide schliesslich. Ohne fliessendes Wasser, ohne Telefon, ohne Handy, nur mit einem Sonnenkollektor - so leben sie, aber sie scheinen glücklich zu sein.
Es sollte nur ein kurzer Besuch werden, denn wir waren unangemeldet, aber es wurden doch eineinhalb interessante Stunden. Ein eindrucksvoller Nachmittag nach einem lesenswerten Buch.


Der Vogelmann-Kult

Ein weiteres Rätsel der Vergangenheit ist der Vogelmann-Kult. Ein jährlich wiederkehrendes Ritual am Vulkan Rano Kau, bei dem es galt von der kleinen vorgelagerten Insel Motu nui das erste Ei der Russ-Seeschwalbe Manu Tara zu finden und zurück zur Hauptinsel zu bringen. Dieses Ritual zu Ehren des Schöpfergottes Makemake spiegelt eine Art Erneuerung wieder, bei der das Ei das Symbol der Verjüngung darstellt.


Ausblick auf die Vogelmann-Insel Motu Nui

Der Häuptling, dessen Diener als erster mit dem Ei zurückkam, wurde für ein Jahr der Vogelmann der Insel.
Der Krater Rano Raku mit seinem See voller grüner Schilffelder dürfte der schönste Krater der Welt sein.

Die Rongo-Rongo-Schrift
Eines der Hauptmerkmale einer Kultur ist mit Sicherheit die Findung und Erfindung der Schrift. Man denke an die Hieroglyphen im Alten Ägypten oder die Keilschrift des Zweistromlandes.
In der Abgeschiedenheit des Pazifiks entwickelten die Osterinsulaner ebenfalls eine eigene Schrift. Eine grossartige kulturelle Leistung. Wie bei so vielen anderen Kulturen ist es der Intoleranz und Ignoranz der christlichen Eroberer und sich christlich nennenden Sklavenjäger zu verdanken, dass die Kenntnisse dieser Schrift verloren gingen und niemand mehr heute in der Lage ist, trotz Computerhilfen etc, sie zu enträtseln.

Obwohl die Insel von ihrer Fläche relativ klein ist und zudem so einsam liegt wie keine andere Insel, bietet sie doch gemessen an vielen anderen Inseln eine Unzahl von Rätseln, Mysterien und Geheimnissen, an deren Lösung und Ergründung sich schon viele kluge und weniger kluge Köpfe versucht haben.
Wer neugierig ist, dem lassen die Geheimnisse keine Ruhe.
Es gäbe noch so viel über Land und Leute zu berichten.
Man muss einfach wiederkommen.


Empfehlenswerte Literatur

"Viertausend Kilometer Einsamkeit - Rapa - Nui - Die Osterinsel" im Verlag "Books on Demand", 2007,
ISBN 978-3-8334-8249-6, 19.50 EUR, mit vielen farbigen Abbildungen

Weitere Bücher des Verfassers: siehe unter Literatur >>>


Pauly, Stephanie; Rapa Nui - Eine Liebe auf der Osterinsel, Knaur TB

Reiseveranstalter, die die Osterinsel und auch Chile im Programm haben:
Miller-Reisen, 88281 Schlier, www.miller-reisen.de

Örtliche Reiseagentur
Rapa Nui Travel, Isla de Pascua, www.rapanuitravel.com inforntravel@123.cl
Tel: 0056- 32 2100 548 / FAX : 0056 - 32 - 2 100 165
Die Agentur gehört einer Deutschen und ihrem Rapa Nui-Ehemann. Somit ist man als Deutscher hier gut aufgehoben.

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