Die Osterinsel - Einsames Eiland im Pazifik
Es gibt auf dieser Welt viele Inseln, aber keine, die so einsam ist wie
die Osterinsel. Sie ist der am weitesten von allen anderen bewohnten Gebieten
entfernte Fleck auf dieser Erde.
Bei vielen Inseln - man denke nur an die Ägäis - sieht man am
Horizont die Nachbarinseln liegen. Auf der Osterinsel ist dies schier
unmöglich, denn das südamerikanische Festland und Chile, zu
dem die Insel gehört, liegen 3800 Kilometer entfernt. Die anderen
Inseln der Südsee sind ebenfalls Tausende von Kilometern entfernt.
Einsamkeit pur, also.
Trotz, oder soll man sagen, wegen der Einsamkeit hat die Insel, von den
Ureinwohnern Rapa nui geannt, mit ihren Bewohnern eine Kultur entwickelt,
die sich gänzlich von allen Kulturen dieser Erde unterscheidet.
Was macht nun gerade eine Insel, so weit entfernt von Deutschland und
zudem von Südamerika, für den Besucher so interessant?
Ahu Tahai bei
Sonnenaufgang
Im Hintergrund Hanga Roa
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Es sind
die grossen Statuen, die entlang der Küste ins Inselinnere schauen
und, langsam der Verwitterung preisgegeben, voller Rätsel und Geheimnisse
stecken, die die sich sonst so selbstsicher gebende Wissenschaft bislang
mit ihren Untersuchungen und Forschungen nicht lösen konnte.
Im Jahr 1989 fand im Frankfurter Senkenberg-Museum eine Ausstellung statt.
Der Titel: 1500 Jahre Kultur der Osterinsel.
Uns imponierten damals die Abgüsse der Statuen, von den Einwohnern
Moai genannt. Eine Reise dorthin stand damals noch nicht auf dem Programm
und so musste der Ausstellungskatalog immer wieder die Erinnerung auffrischen.
Doch irgendwann wurde der Wunsch lebendig, sich selbst einmal auf den
Weg zu diesen steinernen Rätseln der Vergangenheit zu machen.
Von Santiago de Chile fliegt heute die chilenische Fluggesellschaft LAN
einige Male in der Woche nach Rapa nui.
Nach den Gebräuchen der Südsee werden wir am Flughafen der Insel
von unserer Reiseagentur mit Blumenketten empfangen und die wenigen Kilometer
bis zu unserem Hotel in der einzigen Siedlung Hanga Roa gebracht. Kein
mehrstöckiges Gebäude verschandelt die Insel, der Hauptort zeigt
viel Grün und liegt an der Westseite am Wasser.
Insgesamt ist die Insel keine Ferieninsel mit weiten Sand-Palmen-Stränden,
sondern bis auf den Sandstrand Anakena sind die Küsten felsig und
schroff.
Am Ostersonntag des Jahres 1722 entdeckte der holländische Kapitan
Jacob Roggeveen die Insel - daher auch ihr Name Isla de Pascua oder Osterinsel.
Seitdem hat die Insel eine wechselvolle, zum Teil sehr traurige Geschichte
durchlaufen, über die an anderer Stelle einmal ausführlich berichtet
werden soll.
Die Osterinsel ist nur rund 170 Quadratkilometer gross und hat rund 3000
Einwohner - an der Grösse des Pazifiks gemessen, ein winziges Refugium
für die menschliche Existenz.
Der erste Moai präsentiert sich gleich am kleinen Hafen des Hauptortes
- im Jahr 2000 von Einwohnern in mühevoller Arbeit restauriert.
Vor dem Moai
Ko Te Riku
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Ein wenig
weiter im Norden schaut eine andere Figur mit strengem Blick auf uns herab:
Der Moai Ko te Riku - der einzige Sehende, dem man seine Augen wieder
eingesetzt hat. Alle anderen Moai blicken ohne Augen auf die Insel.
Fast alle Moai stehen auf einem sogenannten Ahu - einer Art Podest oder
Altar, aus Steinen geformt.
Am Ahu Tongariki
an der Südküste
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Am eindruckvollsten ist an der Südküste der Ahu Tongariki, auf
dem sich fünfzehn Moai ein Stelldichein geben. Eine wahrhaft imposante
Kulisse wie die Abbildung zeigt.
Diese Moai wurden vor gar nicht allzu langer Zeit mit Hilfe von Kränen
wieder aufgerichtet - selbst mit den modernen Hilfsmitteln war das kein
einfaches Unterfangen.
Daher ist es umso rätselhafter, wie dies von den Rapa nui früher
bewerkstelligt worden ist.
Unfertige Moai
am Rano Raraku
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Die
Fabrik der Moai
Nicht weit davon befindet sich die "Geburtsstätte" der
Moai - der Hügel Rano Raraku. Fast tausend Moai findet man auf der
Insel, die meisten umgestürzt und zerbrochen.
Sie alle stammen vom Rano Raraku, auf dem sich noch rund vierhundert unfertige
Moai befinden: Sie stehen und liegen an den Abhängen oder liegen
noch unfertig, mit dem Fels verbunden, im Berg.
Niemand weiss bis heute, wie die schweren Figuren - sie wiegen bis zu
80 - 90 Tonnen auf dem Landweg zu ihren Bestimmunsorten gebracht wurden.
Dann mussten sie noch aufgerichtet werden und die vornehmsten erhielten
noch einen Hut aus rotem Stein, der selbst noch Tonnen wog. Und niemand
weiss, warum die Bauleute irgendwann wie verhext ihre Werkzeuge fallen
liessen und den Hügel verliessen.
Rätsel über Rätsel.
Es ist interessant, an den Abhängen des Rano Raraku entlang zu laufen
und sich die Figuren anzusehen. Leider macht der Zahn der Zeit vor diesen
Zeugnissen einer grossen Kultur nicht Halt: Flechten, der Wind und das
Salzwasser führen zur Erosion.
Oben am Rano Raraku hat man einen schönen Blick auf den Kratersee
und zugleich auf die gesamte Umgebung.
Südsee-Flair
Es gibt nur eine Bucht, die mit ihren angepflanzten Palmen und mit ihrem
weissen Strand ein wenig Südsee-Atmosphäre aufkommen lässt:
Die Anakena-Bucht.
Hier tummelt sich am Sonntag die Jugend der Insel im flach abfallenden
Wasser.
Zusätzlich wird diese Bucht bewacht durch die sieben gut erhaltenen,
wieder aufgerichteten Moai des Ahu Nau Nau (s. Bild rechts). Einige weisen
sogar noch die rote Kopfbedeckung, den Pukao auf. Zudem sind einige der
Moai mit Gravuren verziert.
Steffi und Karlo
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Eine
Liebe auf der Osterinsel
Nach der Buchung der Reise ergab sich beim Stöbern nach Osterinsel-Literatur
ein Hinweis auf ein Buch. Die Autorin Stephanie Pauly hat eine aufregende
Historie. Eigentlich hatte sie eine Südamerika-Rundreise gebucht.
Aber auf der Osterinsel lernt sie den Mann ihres Lebens kennen. Karlo
ist ein Rapa Nui und sie hauste zuerst mit ihm in einer Höhle. Später
kommt durch die Tantiemen ihres Buches etwas Geld in die Kasse und sie
bauen sich mitten auf der Insel eine feste Bleibe. Wir wollen sie und
ihrer Partner kennen lernen und machen uns auf den Weg. Niemand weiss
genau wo die "alemana" wohnt. Aber mit einem Eingeborenen-Taxifahrer
finden wir beide schliesslich. Ohne fliessendes Wasser, ohne Telefon,
ohne Handy, nur mit einem Sonnenkollektor - so leben sie, aber sie scheinen
glücklich zu sein.
Es sollte nur ein kurzer Besuch werden, denn wir waren unangemeldet, aber
es wurden doch eineinhalb interessante Stunden. Ein eindrucksvoller Nachmittag
nach einem lesenswerten Buch.
Der Vogelmann-Kult
Ein weiteres Rätsel der Vergangenheit ist der Vogelmann-Kult. Ein
jährlich wiederkehrendes Ritual am Vulkan Rano Kau, bei dem es galt
von der kleinen vorgelagerten Insel Motu nui das erste Ei der Russ-Seeschwalbe
Manu Tara zu finden und zurück zur Hauptinsel zu bringen. Dieses
Ritual zu Ehren des Schöpfergottes Makemake spiegelt eine Art Erneuerung
wieder, bei der das Ei das Symbol der Verjüngung darstellt.
Ausblick auf
die Vogelmann-Insel Motu Nui
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Der Häuptling,
dessen Diener als erster mit dem Ei zurückkam, wurde für ein
Jahr der Vogelmann der Insel.
Der Krater Rano Raku mit seinem See voller grüner Schilffelder dürfte
der schönste Krater der Welt sein.
Die
Rongo-Rongo-Schrift
Eines der Hauptmerkmale einer Kultur ist mit Sicherheit die Findung und
Erfindung der Schrift. Man denke an die Hieroglyphen im Alten Ägypten
oder die Keilschrift des Zweistromlandes.
In der Abgeschiedenheit des Pazifiks entwickelten die Osterinsulaner ebenfalls
eine eigene Schrift. Eine grossartige kulturelle Leistung. Wie bei so
vielen anderen Kulturen ist es der Intoleranz und Ignoranz der christlichen
Eroberer und sich christlich nennenden Sklavenjäger zu verdanken,
dass die Kenntnisse dieser Schrift verloren gingen und niemand mehr heute
in der Lage ist, trotz Computerhilfen etc, sie zu enträtseln.
Obwohl
die Insel von ihrer Fläche relativ klein ist und zudem so einsam
liegt wie keine andere Insel, bietet sie doch gemessen an vielen anderen
Inseln eine Unzahl von Rätseln, Mysterien und Geheimnissen, an deren
Lösung und Ergründung sich schon viele kluge und weniger kluge
Köpfe versucht haben.
Wer neugierig ist, dem lassen die Geheimnisse keine Ruhe.
Es gäbe noch so viel über Land und Leute zu berichten.
Man muss einfach wiederkommen.
Empfehlenswerte Literatur
"Viertausend
Kilometer Einsamkeit - Rapa - Nui - Die Osterinsel" im Verlag
"Books on Demand", 2007,
ISBN 978-3-8334-8249-6, 19.50 EUR, mit vielen farbigen Abbildungen
Weitere Bücher des Verfassers: siehe unter Literatur >>>
Pauly, Stephanie; Rapa Nui - Eine Liebe auf der Osterinsel,
Knaur TB
Reiseveranstalter,
die die Osterinsel und auch Chile im Programm haben:
Miller-Reisen, 88281 Schlier, www.miller-reisen.de
Örtliche
Reiseagentur
Rapa Nui Travel, Isla de Pascua, www.rapanuitravel.com
inforntravel@123.cl
Tel: 0056- 32 2100 548 / FAX : 0056 - 32 - 2 100 165
Die Agentur gehört einer Deutschen und ihrem Rapa Nui-Ehemann. Somit
ist man als Deutscher hier gut aufgehoben.
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