Dr. Dietrich Volkmer
 




I Kalliste

 
 
 Santorini - die Insel des verborgenen Vulkans

Die ganze Ägäis muss voll schwarzem Qualm gewesen sein und ein gewaltiges Donnergrollen muss die Luft erfüllt haben - damals, ca 1600 vor Christi Geburt, als sich die Kykladen-Insel Santorini in der jetzigen Form ausbildete.
Der Berg der Mitte versank in der Tiefe, nur die Ränder blieben stehen - ungefähr die Insel wie man sie heute kennt.
Mit ihren drei Bestandteilen Thira, Thirassia und Aspronisi sowie den beiden zentralen Vulkaninseln Nea Kameni und Palea Kameni ist sie eine der eigenwilligsten und originellsten Inseln der Ägäis.
Aber sie ist noch mehr: Nicht umsonst nennen sie die Einwohner Kalliste - die Schönste.
Und das ist sie in der Tat.
Bei einer Fahrt in den Südzipfel bis zum Leuchtturm Akrotiri bieten sich immer wieder neue Aussichten an, die einen Halt und zumeist auch ein Foto verlangen.
Ebenso ist die Wanderung vom Hauptort Fira (oder auch Thira genannt) zur Nordküste mit ihrem Hauptort Oia ein Erlebnis für die Sinne: Farben und Schattenbildungen sowie der Blick hinunter in die Caldera sind ein einmaliges Erlebnis.
Die schnellste aber auch zugleich langweiligste Art, sich der Insel zu nähern, ist die Landung auf dem kleinen Flughafen.
Viel interessanter und beeindruckender ist die Anreise per Schiff, meistens von den Nachbarinseln Paros oder Folegandros.
Unser erster Besuch vor einer Reihe von Jahren hinterliess den wohl nachhaltigsten Eindruck.
Bei der Einfahrt in die Caldera konnte man vor Staunen kaum die Augen von den hoch über uns liegenden weissen Häusern der Orte Oia, das man als erstes erlebt, und später von Fira abwenden. In zwei- bis dreihundert Metern Höhe klebten die Häuschen am Kraterrand, wie Spielzeughäuser sahen sie aus. Man fühlte sich wie in eine Märchenwelt versetzt.
Bei unserem letzten Besuch im September 2006 hatten wir das Glück, ein geeignetes Hotel gewählt zu haben, das sich oben am Kraterrand hinab- oder auch hinaufzog. Jetzt konnten wir den umgekehrten Blick geniessen.
Von der Terrasse unseres Studios oder bei Frühstück hatten wir das Gefühl. In einem grossen Cinemascope-Film zu sitzen mit der grandiosen Aussicht auf die Caldera, am Abend auf die Lichter von Oia oder der kleineren Schwesterinsel Thirassia. Jetzt sahen unten auch die grossen Kreuzfahrtschiffe oder die Fähren nach Piräus oder den Nachbarinseln wie Spielzeugschiffe aus.

Die Westküste fällt steil in Meer hinab. Baden ist hier nicht möglich.
Wer einen Strand sucht, der muss auf die Touristenorte Kamari oder Perissa ausweichen. An den Uferpromenaden findet man zahlreiche Tavernen, Souvenir-Geschäfte, Hotels, Minimärkte und all die Geschäfte, die an auf jeder Insel wiederfindet. Der Sand-Kies-Strand ist von der Vulkanlava schwarz.
Westlich von Perissa gelangt man zu den Ausgrabungen von Akrotiri. Diese antike Stadt, die im kulturellen Austausch mit den Minoern der Insel Kreta stand, wurde anscheinend von den Anwohnern rechtzeitig vor dem grossen Ausbruch des Vulkans verlassen. Eindrucksvoll sind die Fresken, die heute grösstenteils im Nationalmuseum von Athen stehen bzw als rekonstruierte Fresken im neuen, noch im Ausbau befindlichen prähistorischen Museum in Fira.
Ein Rundgang durch das quirlige Zentrum von Fira ist sicher reizvoll, doch irgendwann ist man die unzähligen Schmuck- und Souvenirläden leid, in denen sich die Kreuzfahrttouristen mit Schmuck und allerlei Kitsch eindecken. Eine Umenge von Kafenions neuer Prägung und diverse Tavernen laden zum Essen und Trinken ein.

Wesentlich kleiner und irgendwie origineller ist im Norden der kleine Ort Oia, der einer der bevorzugten Sonnenuntergangsschauplätze dieser Welt zu sein scheint. Wenn sich abends die Sonne dem westlichen Horizont nähert, dann strömen Hunderte von Menschen durch die kleinen Gässchen, die voll sind von Läden und Kunst-Galerien, bis hin zum Lontza-Kastell, um dem Tagesgestirn beim Hinabsinken unter den Horizont zuzuschauen.
Nicht immer tut die Sonne allerdings den Zuschauern den Gefallen und sie verabschiedet sich in einer Wolke oder hinter der Insel Sikinos.

Eine der Besonderheiten der Insel ist der Wein, der in seiner Art, nämlich hinsichtlich Geschmack und Anbau, einzigartig in Griechenland ist.
Überall auf der Insel sieht man die flachen, sich nur wenig über die Erde erhebenden Weinstöcke. Wie können diese nur gedeihen, so fragt man sich, wo doch im Sommer kaum Regen fällt und auf diese trockene Insel das Wasser oft mit Wassertankschiffen vom Festland antransportiert werden muss?
Des Rätsels Lösung ist der Tau. Jeden Morgen sind sämtliche Oberflächen davon feucht. Der Asche- und Bimssteinboden speichert diesen allnächtlichen Niederschlag. Der Wasserdampf der tief liegenden Caldera trägt ebenfalls dazu bei.
Die Weinstöcke sind zudem weit genug auseinander gepflanzt, so dass die Wurzeln ein grosses "Einzugsgebiet" haben.
Die wichtigsten Traubensorten der Insel sind die Asyrtiko- und die Nikteri-Rebe. Leider verkaufen die Tavernen und Restaurants die Flaschenweine nicht gerade preiswert, so dass es besser ist, sich in Supermärkten und den Weinkellereien den Wein zu besorgen.
Wer auf Santorini einige Tage verbringt, sollte den Ausflug zur Caldera-Insel Nea Kameni nicht versäumen. Von der Landestelle der Boote geht es über Lava-Asche und Gestein rund 25 Minuten bis hinauf zur Krateröffnung. Hier riecht es noch nach Schwefel und man sieht die Schwefeldämpfe aus den schmalen Öffnungen herausziehen.
Wer einigermassen schwimmen kann, sollte zudem die Möglichkeit nutzen, die rund 150 Meter vom Boot bis zu den warmen Quellen an der Westseite von Nea Kameni zu schwimmen. Das Wasser erreicht erstaunliche 35°C und ist von beißend-schwefligem Geruch.
Der Tourismus hat Santorini voll im Griff. Viele Einwohner haben sich von mühsamen Arbeiten getrennt und setzen voll auf die zahlenden Gäste. Die niedrigen Arbeiten werden nunmehr von Albanern und Kossovo-Flüchtlingen gemacht.
Auch der Verkehr, besonders in Fira, hat ein kaum mehr zu steigerndes bzw erträgliches Ausmass erreicht. Besonders wenn Kreuzfahrtschiffe festgemacht haben, wird die Insel von Gästen überschwemmt.
Wer einen ruhigen Urlaub sucht, muss sich die weniger frequentierten Plätze aussuchen oder eine der umliegenden Nachbar-Kykladen aussuchen.
Eines aber sollte man auf Santorin keinesfalls machen: Sich nur am Strand in der Sonne oder auf dem Liegestuhl ausruhen wollen.
Dazu ist die Insel einfach mit ihren vielen Facetten viel zu interessant.

Tavernen auf Santorini
Perissa: Taverna Ammos,
Immerovigli: Taverna Anestis, der Wirt lebte 11 Jahre in Deutschland und spricht gut deutsch, der Sohn ebenfalls
Oia: Taverna Skala, an der Treppe zum Hafen Armeni

Weitere Literatur des Verfassers

Tagebücher vom Nil
Echnaton, Nofretete, Teje


Ein Muss für alle Ägypten-Interessierten >>>

Viertausend Kilometer Einsamkeit
Osterinsel, Rapa nui

Die einsamste Insel des Pazifiks
>>>
Die Odyssee
Eine psychologische Reise nach Ithaka


Für alle Philhellenen und Griechenland-Besucher
>>>

Abschied vom Urknall – Thesen gegen das Unwahrscheinliche
In diesem Buch setzt sich der Autor mit den verschiedenen Theorien über die Entstehung unseres Universum auseinander, mit den Schöpfungsmythen der antiken Völker sowie der Schöpfungsgeschichte der Bibel und versucht vor allem, den wissenschaftlichen Anspruch eines „Urknalls“ etwas in Frage zu stellen.
Erschienen bei Books on Demand, 2006, Preis 18.50 EUR
>>>

 

 

Nach oben

Reisen Übersicht
Biologische Zahnheilkunde
Startseite