Mundgeruch
macht einsam - so hört man es im Volksmund. Und der Volksmund ist
häufig gar nicht so weit weg von der Weisheit.
Sicher ist so manche Partnerschaft deswegen in die Brüche gegangen.
Es gibt darüber aber keine Statistiken. Auch in einer Ehe kann es
zum Ballast werden.
Das Problem wird dadurch noch verstärkt, dass die Betroffenen es
selbst häufig überhaupt nicht merken.
Mundgeruch - Fachwort Foetor ex ore - kann viele Ursachen haben, die meisten
liegen im Mund begründet, daher wäre auch primär ein Zahnarzt
derjenige, der a) dieses Problem dezent ansprechen und b) nach Ursachen
für den unangenehmen Geruch zu suchen sollte.
Lassen wir daher einmal die allgemeinmedizinischen Gründe wie Magen-Probleme
oder chronische Bronchialerkrankungen außer Acht, so können
intraoral viele zahnmedizische Faktoren eine Rolle spielen, zudem noch
die Nachbarschaftsgebiete wie die Tonsillen und die Nasennebenhöhlen.
1. An den Zähnen selbst
a) schlecht sitzende Kronen und Füllungen mit abstehenden Rändern,
defekte Füllungen. Hier können sich Bakterien ansiedeln.
b) kariöse Defekte
c) Zahnfleischtaschen. Diese sind besonders ein Bereich, der für
die Bakterienvermehrung bestens geeignet ist, da die Reinigung ziemlich
schwierig oder vom Patienten selbst unmöglich ist. Hier handelt es
sich meist um sogenannte Anärobier, d.h. sie gedeihen auch unter
Sauerstoffausschluß und erzeugen, wenn man in die Taschen hineinsondiert
einen sehr unangenehmen Geruch. Ich habe früher Abstriche der oralen
Bakterienflora gemacht und sie anschließend mit der Gram-Färbung
eingefärbt. Diese Anärobier sind nur bei 1000 facher Vergrößerung
sichtbar zu machen und haben, ähnlich wie die Syphilis-Bakterien,
eine korkenzieherartige Gestalt. Diese Probleme können auch bei gelockerten
Implantaten auftreten - was leider sehr häufig vorkommt und dann
euphemistisch als Periimplantitis bezeichnet wird.
2. Prothesen
a) Wenn Prothesen nicht gründlich gereinigt werden, besteht die Gefahr,
dass sich in den Kunststoffen, die stark porös sind, auch wenn man
es mit dem bloßen Auge nicht sieht, Flüssigkeiten aus dem Speichel
und aus der Nahrung einlagern. Das ergibt einen ziemlich fauligen Geruch.
b) Teleskop- oder Konus-Kronen-Prothesen. Dabei handelt es sich um ein
Doppelkronen-System: Eine Krone auf dem Zahn / den Zähnen, die darauf
passende Krone in der Prothese. Auch wenn eine ziemlich gute Passgenauigkeit
vorliegt oder vorliegen sollte, so ist doch zwischen beiden Kronen ein
winziger Spalt, in den sich ebenfalls Flüssigkeit einlagern kann,
mit den Folgen, wie eben beschrieben.
3. Mundhöhle
Die Mundhöhle ist ein offenes System. Auf den Schleimhäuten
und auch der Zunge können sich Bakterien ansiedeln, die zu Geruchsbildung
durch Bildung von Schwefelverbindungen führen können. Der Zungenbelag
ist ein guter Nährboden für Bakterien. Daher ist es wichtig,
sich hin und wieder die Zunge bei Belagsbildung zu reinigen.
4. Nahrungsmittel, die zu einem unangenehmen Geruch führen können,
wie Zwiebeln oder Knoblauch. Eine Kombination von Kaffee und Zigaretten
bildet eine unschöne Geruchsnuance.
5. Mundtrockenheit (Xerostomie)
Bei älteren Menschen, die zu wenig trinken, kann es zu einer Trockenheit
der Schleimhäute kommen. Ebenso sind manche Blutdrucksenker für
eine Trockenheit verantwortlich oder auch Erkrankungen der Speicheldrüsen.
Ein Problem stellt die verhinderte Nasenatmung dar, denn dadurch trocknet
der Mund ebenfalls aus.
6. Tonsilläre Probleme. Bei wiederholten Mandelentzündungen
bilden sich Zerklüftungen, in denen sich gehäuft Bakterien ansiedeln
können, deren Geruch beim Ausatmen spürbar wird.
Oft sind trotz Tonsillektomie
noch rudimentäre Reste vorhanden (chronische Rest-Tonsillitis), die
ebenfalls noch zu derartigen Symptomen führen können.
7. Mykosen
Die Mykosen stellen heute ein großes Problem dar: Aus zwei Gründen
a) Im Organismus gibt es einen Antagonismus zwischen Bakterien und Pilzen.
Durch die häufigen und teilweise leichtfertig verordneten Antibiotika
werden Bakterien abgetötet, damit haben Candida albicans und andere
Pilze keinen "Gegner" mehr und vermehren sich stark. Auch die
Zahnärzte müssen sich fragen, ob man bei jedem Implantat ein
Antibiotikum verordnen muß, denn die Darmflora, immerhin ein wichtiger
Bestandteil des körpereigenen Immunsystems nimmt dadurch Schaden
b) Die Pilze ernähren sich bevorzugt von raffinierten Kohlehydraten.
Wer also ständig Süßes isst und trinkt, darf sich nicht
wundern, wenn er damit seine Mykose fördert
8. Speichel-Acidose.
Wer regelmäßig den Speichel-pH kontrolliert, wird feststellen,
dass rund 50% der Bevölkerung einen sauren oder zu sauren Speichel
aufweist. Säure ist immer aggressiv und kann in Verbindung mit intraoralen
Materialien wie Kronen oder Prothesen zu Geruchsbildung führen
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