Reflux und Sodbrennen
Ein Symptom, das man nicht auf die leichte Schulter nehmen sollte
Es ist erstaunlich, was manche ihrem Magen alles zumuten und zutrauen.
Dass er irgendwann überfordert sein könnte, darüber machen
sich diese Menschen offenbar keine Gedanken.
Eines dieser Signale, mit denen der Magen auf eine falsche oder übermäßige
Belastung reagieren kann, ist das Sodbrennen oder der Reflux.
Die Symptomatik stellt sich meistens wie folgt dar: Ein brennendes, aufsteigendes
oder auch drückendes, stechendes Gefühl hinter dem Brustbein,
am Oberbauch beginnend, es ätzt im Hals oder fühlt sich im Schlund
feurig an. Es tritt meistens tagsüber nach den Mahlzeiten auf, aber
es kann auch schon mal nachts im Liegen vorkommen, wenn die Abendmahlzeit
allzu üppig ausgefallen war.
Häufig wird dieser dumpfe Druck mit Herzbeschwerden verwechselt.
Nun könnte man leichtsinnig sagen, dass es sich ja nur um eine Art
befreiende Entlastung des Magens handelt, die zwar unangenehm ist, aber
sonst von keiner großen Bedeutung ist. So nachlässig sollte
man dieses Problem aber nicht betrachten, worauf nun näher eingegangen
werden soll.
Wie kommt es zu diesen Symptomen?
Die Schleimhautzellen des Magens produzieren Salzsäure, um die komplexen
Eiweiße der Nahrung weiter aufzuschlüsseln, und zwar zu Peptonen
und Peptiden, die dann in Dünndarm mit Hilfe der Pankreas-Enzyme
weiter in Aminosäuren, den lebenswichtigen Bausteinen des Körpers,
gespalten werden. Die Salzsäure des Magens hat einen pH Wert von
unter 2 (sie ist also extrem sauer, im Vergleich: der pH-Wert des Wassers
lieg bei 7,0).

Durchgebrochnere
Magen durch das Zwerchfell
Im Normalfall verhindert
eine Art Ringmuskel am Übergang vom Magen zur Speiseröhre (Oesophagus)
eine Zurückfließen von Speisebrei und Säure aus dem Magen
in die Speiseröhre. Zusätzlich sorgt das Zwerchfell, da von
der Speiseröhre durchkreuzt werden muss, reflexartig für eine
Verengung.
Im Laufe des Lebens kann es jedoch zu einer Erschlaffung dieser vom Organismus
vorgesehenen "Sicherheitssysteme" kommen. Ist der Magen durch
allzu hastiges Essen oder durch ein Zuviel an Speisen über füllt,
dann kann es zu einem Druck des Magens gegen die obere Öffnung kommen
sodass Speisen und Säure nach oben gedrückt werden. Die Symptomatik
wurde bereits beschrieben.
In extremen Fällen
kann es sogar dazu führen, dass sich der Magen oder Teile des Magens
in diese geschwächte Zwerchfellöffnung hinein verschieben, was
man als Zwerchfellbruch (Hiatushernie) bezeichnet. Ein Bild, das mir ein
Bekannter zur Verfügung gestellt hat, zeigt ein dramatisches Beispiel:
Der Magen ist hier bereits zu einem Großteil durch diese Öffnung
hochgedrückt worden (Abb. 1).
Es kann nicht von der Hand gewiesen werden, dass auch die Psyche einen
maßgeblicher Einfluss auf die Magensaft-Produktion haber kann.
Der Volksmund drückt es stets wissend-stimmig aus: "Das ist
mir auf den Magen geschlagen!" - Stress und Wut lassen die Säure-Produktion
ansteigen.
Ein besonderes Problem ist das Sodbrennen in der Schwangerschaft, da durch
den Druck von unten auch der Magen nach oben gedrückt wird. Besonders
in den letzten Schwangerschaftswochen kann es gehäuft auftreten.
In der Regel verschwinden diese Beschwerden nach der Geburt.
Welche Folgen kann Sodbrennen haben?
Es dürfte verständlich sein, wenn ein Gewebe ständig mit
Reizstoffen oder schädigenden Chemikalien traktiert wird, gegen die
es physiologisch nicht gewappnet ist, dass es zu Zellveränderungen
der empfindlichen Oesophagus-Schleimhaut und in schlimmsten Fall zu Tumoren
kommet kann, angefangen vom Oesophagus selbsbis hinauf zum Rachen. Gelangt
die Säure bis hoch in den Rachen, können die empfindlichen Stimmbänder
gereizt werden sodass die Stimme nach einer solchen Attacke heiser klingt
oder der Patient zu ständigem Räuspern tendiert.
Der Magen selbst vermag sich durch Schleimbildung gegen die von ihm selbst
produzierte Säure zu wehren, die Schleimhaut der Speiseröhre
nur äußerst begrenzt.
Interessant ist in diesem Zusammenhang, dass die Oesophagus-Schleimhaut
auch durch zu scharf gewürzte Speisen irritiert werden oder gar bösartig
entarten kann, wie es beispielsweise in Pakistan und Indien häufig
der Fall ist, wie ich einmal vor einiger Zeit in einer Zeitschrift las.
Bei einem Reflux im Liegen (nachts) ist auch ein Überlaufen der Säure
in die Luftröhre möglich. In der Folge kann sich ein asthmaartiger
Husten einstellen.
Auch die Zähne können davon betroffen sein. Die aggressive Säure
greift bei wiederholtem Kontakt den Zahnschmelz an, woraus schließlich
Karies resultiert. Zudem wird der Speichel saurer (Speichel-Azidose),
was wiederum Folgen haben kann (s. Speichel-Acidose >>>)
Bei Symptomen wie Zungen- und Mundbrennen ist daher immer die Frage nach
einem häufigen Sodbrennen zu stellen.
Behandlungsmöglichkeiten
Die Standard-Therapie in den meisten Praxen ist die Verordnung von Säureblockern.
Diese sollen die überschüssige Magensäure neutralisieren
und sind damit in der Lage, das lästige Brennen zu lindern oder zu
bessern. Diese Medikamente enthalten meistens Aluminium- und Magnesium-Salze.
Bei langfristiger Einnahme: Man sollte bei längerer Einnahme die
Hinweise auf dem Beipackzettel beachten.
Als Homöopathikum kann man Natrium bicarbonicum oder als Schüßler-Salz
die Nr. 9 Natrium phosphoricum einsetzen, beide können eine überschüssige
Säurebildung kompensieren. Die meisten Hersteller geben in ihren
Kompendien konkrete Tipps für die Therapie an. In meiner Praxis haben
sich konkret die Schüßler-Salze Nr. 23 Natrium bicarbonicum
D12 (Tabletten, DHU) und Nr. 9 Natrium phosphoricum D12 (Tabletten, Nestmann)
sowie Bismutum F kplx (Tabletten, Nestmann) bewährt.
Am besten ist es natürlich, wenn der Patient einsichtig ist und nach
Möglichkeit diejenigen Essgewohnheiten abstellt, die bei ihm zu Sodbrennen
führen.
Dazu zählen das Vermeiden von Getränken mit viel Kohlensäure
wie Cola, Bier, Sekt etc. Weiterhin blähende Gerichte wie Pizza,
Nudelgerichte mit fettigen / ölhaltigen Soßen und Milchprodukte.
Hülsenfrüchte gehören ebenfalls dazu. Wenn es besonders
nachts zu Sodbrennen kommt, sollte man am besten spät abends gar
nicht mehr und auf keinen Fall üppig essen. Bewährt haben sich
mehrere kleine Mahlzeiten am Tag.
Manchmal können auch so genannte Hausmittel hilfreich sein:
o Kaugummis fördern die orale Speichel?Produktion und spülen
die Speiseröhre.
o Haferbrei legt sich wie ein schützender Film über die Schleimhäute.
o Nüsse binden Säure, beim Zerkauen und Herunterschlucken nehmen
sie die Säure mit zurück in den Magen.
o Presssaft von rohen Kartoffeln enthält viel Stärke und bindet
ebenfalls Säuren.
Wenn die Symptome behandlungsresistent sind, sollte man das Experimentieren
beenden und im Hinblick auf die weiter oben geschilderten möglichen
Auswirkungen eine medizinische Abklärung in Form einer endoskopischen
Spiegelung von Oesophagus und Magen durchführen lassen. Bei dieser
Methode kann auch der Zustand der Schleimhaut direkt begutachtet werden.
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