Der Urknall
Die Frage nach dem Anfang von allem

Es gibt eine Reihe von gestellten Fragen, die den Menschen sein Leben lang begleiten. Die wohl am häufigsten an ihn gerichtete Frage ist die Frage nach dem Anfang - auf menschliche Umstände umgemünzt: Die Frage nach der Geburt oder präziser formuliert, die Frage nach dem Geburtsdatum.
Behörden fragen danach für Paß, Ausweis und Führerschein, Kreditinstitute fragen bei Konto-Eröffnungen und Kreditanträgen danach, Versicherungen und Bausparkassen wollen es wissen, auf jedem Ein- und Ausreisepapier in bestimmte Länder steht dieses Nachhaken, bei jeder Trauung kommt garantiert diese Frage, selbst beim Abgang aus dem Leben taucht der Fragenkomplex auf. Im Verhältnis zu den anderen Fragen betrifft diese letzte aller Fragen aber nicht mehr den, um den es geht.
Eine Gruppe von Menschen ist besonders hinter dem Geburtsdatum und der Geburtsminute her, dem präzisen Einstieg in dieses Leben also - es sind die Astrologen, die aus diesen Daten die dem Menschen geschenkten oder aufgebürdeten Anlagen ermitteln wollen.
Als der Mensch aus der Tiefe der Tierseele aufwachte und sich das klare Denken entwickelte, traten die ersten Fragen nach Ursache und Wirkung auf.
Je differenzierter der Verstand wurde, desto mehr traten auch weitergehende Fragen auf wie die nach dem Beginn unserer Welt. Im Alten Ägypten und auch im Zweistromland kleidete man diese Fragen in einen mythologischen Kontext. Im antiken Hellas gab es neben poetischen Betrachtungen bereits philosophisch-naturwissenschaftliche Fragekomplexe in bezug auf eben dieses Thema.
Erst in der Neuzeit entdeckte man die ungeheure Grösse des Universums, was auch zu einer Komplizierung der Frage nach dem Beginn der Welt führte.
Als man dann bei der Spektralanalyse des Lichtes ferner Galaxien eine sogenannte Rotverschiebung feststellte und damit zugleich ein Auseinanderdriften der Galaxien annahm, tauchte die Frage nach dem Ausgangspunkt und dem Beginn der "Flucht" der Milchstrassen auf. Wenn sich alles auseinanderbewegte, mußte ja logischerweise ein Beginn dieser Fluchtbewegungen stattgefunden haben. Der Mensch ist durch seine Erziehung eingebunden in ein Anfang-und-Ende-Denken, wie er es am besten aus seinem eigenen Leben ersehen kann.
Den Beginn des Kosmos konnte man sich nur in Form eines gigantischen "Urknalls" vorstellen. In diesem "Urknall", im anglo-amerikanischen Sprachraum fast despektierlich "Big Bang" genannt, mußte also die gesamte Materie entstanden sein, die sich im Verlauf der Jahrmilliarden erst zu Atomen, dann später zu Sonnen, Planeten und Galaxien formte. Da es unendlich schwer war, den Ausgangspunkt des Geschehens physikalisch zu beschreiben, nahm man einen punktuellen Anfang an, eine sogenannte "Singularität", in dem die gesamte Masse des zukünftigen Universums in einer unvorstellbar hohen Verdichtung enthalten war, die sich beim Knall zu entfalten begann.
Damit glaubte man, den Anfang dieses Universums ausreichend beschrieben zu haben. Es gibt sogar ein Buch mit dem Titel "Die ersten drei Minuten", in denen der Autor akribisch-mathematisch den Beginn beschreibt. Fast könnte man annehmen, er sei mit der Video-Kamera dabeigewesen.
Diese Theorie des "Urknalls", so gern sie von einer Reihe von Astronomen und Physikern als gegeben angenommen wird, bringt jedoch aus zweierlei Hinsicht eine Unmenge von weiteren Fragen.
Die erste Schwierigkeit hat eine psychologische Komponente. Denn mit dieser Theorie scheinen viele Physiker das Numinose, das Göttliche, kurzum einen Schöpfer aus dem Ursprungsgeschehen herausdrängen zu wollen, da ein Schöpfer nicht in einem mathematisch-physikalische Weltbild unterzubringen ist.
Für Menschen, die bereit sind über das Normale hinaus nachzudenken, entstehen durch den physikalisch-mathematischen Anfang aber eine Reihe von unbefriedigenden Denkfolgen. Denn in diesem Anfang ist kein Sinn ersichtlich und so kommt der Mensch schnell zu dem Schluß, dieses Universum der Physiker sei ein sinnentleertes, kaltes, per Zufall, ohne Direktive und Absicht, ohne Steuerung entstandenes "Etwas". Jeder Mensch braucht aber so etwas wie eine Heimat, etwas überspitzt formuliert, ein "warmes" Zuhause.
Man darf sich daher nicht wundern, wenn viele Menschen diese Sinn-Entleertheit durch Drogen jedweder Art, durch Sekten und falsche Propheten, vor denen Jesus schon eindringlich gewarnt hat, ausfüllen lassen.

Der zweite Schwierigkeiten-Aspekt entstammt der Urknall-Theorie selbst. Denn sie hinterläßt bei logischem Hinterfragen nur weitere Fragen und Unklarheiten, die von den betroffenen Astrophysikern gern beiseite geschoben werden.
Wie schon erwähnt ist der Mensch in das Ursache-Wirkungs-Denken hinein erzogen. So darf man einem normalen Menschen nicht übelnehmen, wenn er dieses Denken auch auf den Urknall anwendet. Daher lautet die obligatorische bzw. immer wieder gestellte Frage: Was war vor dem Urknall?
Damit bringt man die Fachleute, deren Weltbild ebenfalls auf dem Ursache-Wirkungs-Denken beruht, etwas in Schwierigkeiten. Man stempelt diese Frage einfach als unsinnig ab. Steven Hawking, der bekannte englische Physiker, nannte diese Frage einmal ebenso überflüssig wie die Frage, "was ist nördlich vom Nordpol".
Das ist aber nur eine Frage, die bereits den philosophischen oder theologischen Bereich tangiert.
Im astrophysikalischen Zusammenhang häufen sich die Unklarheiten.
Um es in einigen Sätzen zusammenzufassen: Wenn alle Massen auseinanderstieben, dann muß es irgendwo einen großen leeren Raum im Universum geben, von dem aus alles auseinanderflog. Der wurde bislang nicht gesichtet. In den Achtziger Jahren entdeckten Astronomen in weiter Ferne einen riesigen Galaxien-Komplex, der sich ebenfalls im Urknall-Modell nicht unterbringen läßt. Dann besteht weiterhin die ungeklärte Beobachtung, wieso sich die Galaxien am Rande des beobachtbaren Universums fast mit Lichtgeschwindigkeit von uns entfernen (sollen). Das ist theoretisch kaum möglich, da sich Massen gemäß der sog. Lorentz-Transformation nicht mit Lichtgeschwindigkeit bewegen können.
Das wären aus menschlicher Sicht die weniger bedeutenden Fragen. Viel wichtiger wäre: Wie kam das Leben in diese Welt? Wieso haben sich Atome zu Molekülen einfachster Art und später differenzierterer Art entwickelt? Wie konnten in der Folge Strukturen wie Bakterien, Einzeller und höher entwickelte Tiere entstehen? Und wie kamen solche Phänomene wie Psyche und Geist in den Menschen hinein?
Alles durch Selbstorganisation der Materie? Und durch Zufall? Doch wohl kaum!

Glücklicherweise, so kann man sagen, ist der Mensch so gepolt, daß er sich nicht ständig über diese Probleme Gedanken macht und daher ein einigermaßen, so glaubt er, unbeschwertes Leben führen kann.
Aber tief im Inneren "brodelt" doch oft die Frage nach dem Woher und Wohin, nach Anfang und Ende, besonders auch nach dem Warum, das irgendwie mit diesen anderen Unklarheiten verknüpft ist.
Und so ist denn der nachdenkliche Mensch mit all den Theorien, die den Physikern Freude bereiten zu scheinen, nicht gerade glücklich und sucht für seine eigenen Sinnfragen in anderen Bereichen wie Religion und Philosophie.
Die Zeit seit dem hypothetischen Urknall bzw. seit der Entstehung der Erde wäre viel zu kurz, um eine derart komplizierte Entwicklung bis zum Menschen als "Zufalls-Mutationen" möglich gemacht zu haben.
So wie jeder Mensch akzeptiert, daß bei einem so wenig komplizierten Gebilde wie einem Haus eine Planung und eine Absicht vorausgegangen sein muß, so kommt man bei längerem Nachsinnen an der Erkenntnis nicht vorbei, daß es auch bei unserem Universum nicht anders gewesen sein kann.
Ob wir dieses primum agens, das unseren gesamten Kosmos durchwebt und durchpulst und am Leben erhält, nun Schöpfer oder Gott oder Tao nennen, das muß jeder für sich in seinem ureigensten Inneren entscheiden.

Dr. Dietrich Volkmer

Literatur:

Volkmer. D., Der Urknall - Eine Fiktion der Astrophysik
Verlag Books on Demand, 2006,
Näheres siehe unter Buch-Tips >>> und unter www.literatur.drvolkmer.de

 

 

 

 

 

 

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