Das Roche-Lexikon
definiert Dyspepsie als Verdaungsstörungen infolge von Veränderungen
der Enzymproduktion bzw als Störungen der Darmmotilität
und Darmflora.
Weiterhin unterscheidet
man zwischen Gärungs- und Fäulnis-Dyspepsien (s. weiter
unten). Wer in seiner Praxis eine genaue Anamnese aufnimmt, wird
sehr häufig auf folgende Symptome stossen: Blähungen (Flatulenzen),
Meteorismus, Durchfälle, Übelkeit, Völlegefühl,
manchmal auch krampfartige bis kolikartige oder dauernde Bauchschmerzen.
Auch nächtliche Schlafstörungen treten als Symptome auf.
Diese Symptome können teilweise die Lebensqualität erheblich
reduzieren.
Funktionelle
Störungen
Diese Störungen müssen nicht immer eine organische oder
klinisch sichtbare Ursache haben, d.h. eine Erkrankung eines der
Organe des Verdaungssystems, sondern man spricht dann von sog. funktionellen
Störungen. Die Gründe für die funktionellen Störungen
liegen häufig in einer ungesunden Lebensweise des Betroffenen,
wobei sicher gewisse organische Schwächen eine Mitverursacher-Rolle
spielen können.
Diese Gründe
liegen in der Regel vor:
· Zu
spätes oder zu umfangreiches Essen. Der Organismus tut sich
dann mit der Fülle des zu Verdauenden schwer. Was für
die Südländer gilt, nämlich das späte Essen,
ist nicht immer für unsere Breiten ebenso ideal.
· Zu fettreiche Speisen, die die Gallenblase und die Pancreas
unnötig belasten. Aus der Akupunktur-Lehre sind die Maximal-Zeiten
der Organe (Meridiane) bekannt, die Gallenblase hat ihre Maximal-Zeit
von 23 - 1 Uhr und sollte gerade in dieser Zeit nicht über
Gebühr durch spätes Essen strapaziert werden
· Zu hastiges Essen - die Speisen werden im Mund nicht gründlich
zerkaut (sog. Schlinger)
· Essen und gleichzeitiges Erledigen einer zweiten Tätigkeit
wie Lesen, Schreiben oder Fernsehen
· Stress im Beruf und in der Privatsphäre. Es fehlt
die Zeit für die Ruhe beim Essen oder für das Essen
überhaupt
· Mangelnde Bewegung, wenig Sport. Beides hat eine positive
Wirkung auf die Verdauung.
· Verstopfung - ein weit verbreitetes Leiden
Pankreas
und Gallenblase
Die Verdauung beginnt bereits im Mund, in dem die dort produzierte
Speichel-Amylase die Kohlenhydrate anverdaut. Wer ausreichend Geduld
mitbringt, kann versuchsweise einmal Brot lang genug einspeicheln
- dann merkt man, daß es süß wird.
Im Magen werden die Eiweiße durch die Magensäure in kleinere
Peptide / Peptone gespalten.
Die Hauptarbeit der Verdauung wird aber im Dünndarm geleistet.
Drei verschiedene Hauptenzyme sorgen für kleinere, für
den Körper resorbierbare Partikel. Die Amylasen der Pankreas
spalten die Kohlenhydrate und Polysaccharide weiter bis zu Monosacchariden.
Die Eiweiße werden durch Trypsin und Chymotrypsin mit Hilfe
von Trypsinogen und Chymotrypsinogen weiter bis auf Aminosäuren-Größe
zerkleinert, die vom Körper über die Pfortader aufgenommen
werden und in der Leber in eigene Eiweißbausteine umgewandelt
werden.
Fette werde durch die Lipasen zusammen mit den Gallensäuren
emulgiert und dadurch für den Körper resorbierbar gemacht.
Pflaum fand bei seinen BFD-Messungen heraus, daß die Lipasen
offenbar die empfindlichsten Enzyme sind und am ehesten gestört
werden können.
Bei einer Pankreas-Enzym-Schwäche, besonders der Lipasen, kommt
es zu einer verminderten Verdauung des Speisebreis, so daß
die im Darm befindlichen Bakterien und Hefepilze eine Gärung
hervorrufen können, die zu einer Gasbildung führt.
Die Symptome können sein: Druck im Oberbauch, überwiegend
rechts, Schmerzen, Blähungen, Unwohlsein bis hin zu Depressionen
und Müdigkeit.
Ein weiterer Faktor ist die zu geringe Gallensäuren- oder Gallensaft-Produktion.
Die Gallensäfte werden in der Leber produziert, in der Gallenblase
gespeichert und bei Bedarf in den Dünndarm abgegeben.
Störungen können sein: Zu geringe Produktion in der Leber,
Verengungen / Steine in den Gallengängen oder Gallensteine.
Bei zu viel unverdauten Kohlenhydraten kann im unteren Bereich des
Dünndarms und den oberen Bereichen des Jejunums eine Gärungs-Dyspepsie
entstehen. Die Fäulnis-Dyspepsie ist mehr eine Folge eines
überhöhten Eiweiß-Anteils in der Nahrung.
Wie kann man
dem abhelfen?
Schon der Volksmund weiss: Gegen jedes Leiden ist ein Kraut gewachsen.
So auch in diesen Fällen.
Bei einer Bemühung um eine Besserung der Symptome / Schwächen
ist man auf die Mithilfe des Patienten angewiesen.
Das bedeutet: Nahrung in Maßen und nicht in Massen, ebenfalls
sollten die oben aufgeführten Essgewohnheiten einer kritischen
Prüfung unterzogen werden.
Weiterhin führt ein Übermaß an Kaffee durch die
Röststoffe zu einer Schwächung der Gallenblasen-Funktion.
Leider ist es immer wieder zu beobachten, dass die Menschen am wenigsten
auf das verzichten möchten, das ihnen am meisten zusetzt.
Hilfreich
ist in solchen Fällen die Anwendung von Artischocken-Präparaten,
so beispielsweise das in meiner Praxis sehr oft empfohlene und positiv
getestete Nemacynar (Fa. Nestmann).
Die Artischocke kann zu zweierlei Zwecken angeandt werden. Der Boden
dient als Nahrungsmittel, besonders in der italienischen Küche
häufig verwendet.
Die Blätter hingegen weisen einen hohen Gehalt an medizinisch
wirksamen Bestandteilen auf, die mit speziellen Verfahren extrahiert
werden.
Dieser Extrakt weist eine Reihe von wichtigen Wirkungen auf:
1. Förderung
des Gallenflusses und damit der Verbesserung der Fettverdauung
2. Positive Wirkung auf den Cholesterin-Spiegel
3. Förderung sämtlicher leberspezifischer Tätigkeiten
wie z.B. der Entgiftung
Es empfiehlt
sich, das Mittel bereits vor dem Essen zu nehmen bzw. wenn eine
füllige Mahlzeit erwartet wird, bereits zu Hause, da es peinlich
wäre, bei Gastgebern seine Medikamente auszupacken. Ferner
nach dem Essen / nach der Heimkehr das Procedere noch einmal zu
wiederholen. Wir empfehlen jeweils so ca 20 Tropfen in etwas stillem
Wasser.
Eine wirkungsvolle Ergänzung ist die Therapie mit Absinthium
S Tropfen Nestmann.
Die Inhaltsstoffe Wermutskraut, Tausendgüldenkraut, Benediktenkraut,
Anis, Fenchel und Wacholderbeeren haben in ihrer Synergie ebenfalls
eine positive Wirkung auf die eingangs erwähnten Symptome der
Dyspepsie.
Ein Hinweis sollte allerdings nicht unterbleiben: Bei Patienten
mit Allergien auf Korbblütlern sind diese beiden Mittel tunlichst
zu vermeiden. Dann hilft nur die oft vernachlässigte Selbsthilfe
durch Abstellen der oben angegebenen Mängel bei einer gesunden
Essensweise.
Weitere Mittel, die eine positive Wirkung auf die Verdauung haben,
sind Gelbwurz (Curcuma) und Kümmel, die man in vielen Phytotherapeutika
und Homöopathika findet.
So bleibt mir als Autor zum Schluss dieser kurzen Ausführungen
nur folgender Wunsch für Sie, verehrte Leser: Einen guten Appetit,
ein gesundes (Augen)Mass und stets eine gute Verdauung.
Dr. Dietrich
Volkmer
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